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Der Franko-Syrer von morgen

23 März 2016 Kultur
Gesehen 286 Mal

Der franko-syrische Comic-Zeichner Riad Sattouf hat Grund genug, sich zu freuen. Sein letztes Werk feiert in den Buchhandlungen einen großen Erfolg. Seine Arbeit bringt ihm Kunstpreise und offizielle Anerkennung ein: Hier ist der neue Preisträger des „Französischen Ordens für Kunst und Literatur“.

„Der Araber von morgen“: Eine Kindheit im Nahen Osten

 „Ich heiße Riad. 1980 war ich zwei Jahre alt und bereits ein ganzer Kerl.“ Unter diesem Kästchen das Bild eines süßen, kleinen Jungen, der stichpunktartig mit Hilfe von Pfeilen beschrieben wird: „Unwiderstehliche tiefe Augen“, „Schmollmündchen“, „Wie aus dem Ei gepellt“,…

In „Der Araber von morgen“ zeigt sich bereits ab dem ersten Bild Sattoufs Stil. Weit entfernt von jedem Realismus sind seine Zeichnungen klar und weisen verschiedene Textebenen auf – Dialoge, durch Pfeile gekennzeichnete Angaben, die Stimme des Erzählers. Die Ironie rückt die Stereotype der Männlichkeit ebenso in die Ferne wie der Narzissmus jede Autobiographie. Denn es ist seine eigene Geschichte, die Riad Sattouf erzählt. Diese findet in den 1980er Jahren im Nahen Osten statt, wohin Riads Vater, ein Syrer, nach seinem Studium in Frankreich zurückgekehrt ist und sich niederlässt. 

Die Öffentlichkeit hat beiden Bänden des „Der Araber von morgen“, die im Frühjahr 2014 und 2015 erschienen sind, einen triumphalen Start bereitet. Ein Erfolg, der zweifellos dem bittersüßen Humor des Werks zuzuschreiben ist: Die Naivität des Kindes verdeutlicht umso mehr die Absurdität und Gewalt der Erwachsenenwelt. Sein Vater, der aus einer armen Gegend ohne die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg stammt, verkörpert alle Illusionen des Panarabismus. Er bleibt den Niederlagen und der Willkür des Regimes Gaddafis und Assads gegenüber blind, so wie er es auch vorzieht, die Augen davor zu verschließen, dass seine Familie auseinanderbricht. Denn Riads Zukunft wird sich nicht im Nahen Osten abspielen: Im Jahr 1990, im Alter von 12 Jahren, kehrt er mit seinen Eltern nach Frankreich zurück, wo diese sich letztlich scheiden lassen.

Riad Sattouf: Talent, Ruhm und Wortreichtum

Endet die Comicserie mit dem Bericht über die Rückkehr? Riad Sattouf hat sich zu dieser Frage nicht geäußert. Ihm ist aber auf jeden Fall nie der Atem ausgegangen, denn mit 38 Jahren ist er bereits Autor von 25 Comic-Bänden, zwei Spielfilmen sowie auch von Fernsehproduktionen.

 

Mit seinem künstlerischen Schaffen erntet er regelmäßig Lorbeeren: Sein erster Spielfilm „Jungs bleiben Jungs“, hat 900 000 französische Zuschauer begeistert, einen Großteil der Kritiker sowie auch die Welt der siebten Kunst, die ihn im Jahr 2010 mit dem César 2010 für den besten Debutfilm auszeichnete. „Der Araber von morgen I“ verkaufte sich bereits 200 000 Mal – eine beachtliche Zahl für einen Comic – und hat im Jahr 2015 den „Fauve d’or“, den Preis für das beste Album auf dem Internationalen Comic-Festival in Angoulême, erhalten.

 Immer noch ein ganzer Kerl

 In diese bereits beachtliche Ansammlung an Auszeichnungen reiht sich eine weitere offizielle ein: Der Französische Orden für Kunst und Literatur. Verliehen vom Ministerium für Kultur und Kommunikation, ehrt diese Auszeichnung die renommiertesten Persönlichkeiten der Kulturwelt Frankreichs. Anfang Februar hat Riad Sattouf diese Auszeichnung mit Freude entgegengenommen und sich folgendermaßen erklärt: „Als Franko-Syrer, der aus einem bescheidenen Umfeld stammt, bin ich mit der Unterstützung der französischen Republik aufgewachsen [...] In einer Zeit, in der [dieser Staat] von allen Seiten angegriffen und geschwächt wird, haben ich eher Lust, ihm zu danken. Ich habe meine eigene Art der Dankbarkeit.“ Mit 38 Jahren, wenn auch mit einigen Locken weniger, ist Riad Sattouf wirklich immer noch ein ganzer Kerl.




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